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Im Gespräch mit ColtClothing Zum Design Sweet as Candy

Im Gespräch mit ColtClothing

"Ich habe einen Hang zu trashigem Kitsch. Ich würde das Niedliche also nicht ausschließen. Vielleicht interpretiere ich es nur etwas anders."

Manchmal ist es nicht der gerade Weg, der ans Ziel führt. Unser Designer des Monats September weiß eine Geschichte davon zu erzählen. Georg alias ColtClothing aus Karlsruhe hatte sein Label ursprünglich gegründet um nebenberuflich seine künstlerischen Ambitionen zu verwirklichen. Dass daraus eine ganz persönliche Erfolgsgeschichte werden würde, hätte er anfangs selbst nicht geglaubt. Wie alles kam, erzählte Georg uns im Interview.

Georg, schön, dass Du Dir Zeit für ein paar Fragen nimmst. Die ColtClothing-Designs sind ja nicht vordergründig niedlich und gefällig, sondern eher von einem rauen, wilden Straßencharme geprägt. Woher kommt die Inspiration dazu?

Ich bin in den 90ern aufgewachsen, der Zeit von Nirvana und Grunge sowie den Anfängen des Skateboardens in Deutschland. Ich habe mit 9 angefangen zu Skaten und bin bis heute süchtig danach. Das hat mich geprägt. Später war ich neben meinem Sportstudium Radkurier – irgendwie war bei mir immer alles ein wenig rauer, natürlicher, körperlicher. Aber ich habe auch einen Hang zu trashigem Kitsch. Ich würde das Niedliche also nicht ausschließen. Vielleicht interpretiere ich es nur etwas anders.


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Viele Deiner Designs wirken wie Tattoo-Motive und einige der Motive sind wiederum selbst tätowiert. Woher kommt die Affinität?

Ich mag eben, dass Tattoos Geschichten sind, die auf einem Menschen erzählt werden, der wiederum selbst eine Geschichte hat. Oft sind es ja auch die Tattoos, die einen Einblick geben in diese „story of my life“. Im Motiv ist es eine dankbare Methode, die wie eine Überschrift oder ein Bildtitel funktioniert, um mehr über die Motivabsicht oder die Message dahinter offenzulegen.

Kannst Du von Deinen T-Shirt-Motiven leben oder gibt es noch einen „richtigen“ Job? Und wie kamst Du eigentlich zu Spreadshirt?

Meine Freunde sagten immer: „Du wirst mal Künstler, Junge!“ Aber leider habe ich mit meinen stümperhaften künstlerischen Mappen nie Zugang in akademische Bereiche bekommen. Ich wurde immer abgelehnt. Aus Selbstzweifeln habe ich aufgehört es beruflich damit zu versuchen. Stattdessen habe ich Sport studiert, Lehramt. Während des Studiums habe ich das Zeichnen so unglaublich vermisst, dass ich wieder anfangen musste, weiße Blätter zu füllen. In meinem Praktikum an einer Schule fing das an: Abi- und Abschluss-Shirts. Außerdem T-Shirts mit persönlichen Motiven als Geschenk für Einzelpersonen. Um mehr Input zu bekommen, habe ich dann eine Facebook-Seite gestartet. Mit den zunehmenden Aufträgen und der wachsenden Inspiration für eigene Motive fiel mein Auge auf Spreadshirt, weil es so herrlich unkompliziert war, eine eigene Plattform in Form eines Shops entstehen zu lassen. So war „Colt“ geboren.

Nach drei Jahren „ColtClothing“ hat mich dann eine Motocross-Firma kontaktiert, die meine Arbeiten gesehen hat und auf der Suche nach einem Designer war. Da bin ich jetzt fest angestellt, kann mich künstlerisch austoben und meine Arbeit erfährt viel Wertschätzung (ich erinnere an meine abgelehnten Mappen…). Ich hätte nie gedacht, dass es mal so kommt. Deshalb möchte ich jedem, der Herzblut für etwas besitzt, sagen: Glaub an Dich! Es gibt immer jemanden, der wertschätzt, was Du machst. Nur machen muss man!

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Hat der Name „ColtClothing“ eine tiefere Bedeutung? „Colt“, weil Deine Ideen wie aus der Pistole geschossen kommen?

Hahaha, die Pistole als Assoziation! Nein, ich hatte mal einen Pullover mit einem rennenden Pferd drauf als kleiner Junge. Fand ich seeehr cool. Und ich mochte die Idee eines jungen, etwas tapsigen Fohlens, weil ich mich genau so gefühlt habe mit meiner Kunst: unbehände und noch tollpatschig am Anfang. Vielleicht wird‘s ja mal ein großes, starkes Pferd. Und naja, Fohlen bedeutet eben Colt auf Englisch.

Beim Anblick Deiner Designs war eine unserer Assoziationen „düstere Spelunken in der Hafengegend“. Hattest Du je Berührung mit solchen zwielichtigen Orten?

Auch. Aber nicht unbedingt bewusst suchend. Aber ich mag den düster-dreckigen Charme, den manche Städte, Ecken, Orte ausstrahlen. Ich finde da Schönheit auf eine andere Art und Weise. Sie ist ehrlicher und gar nicht aufdringlich, sondern will entdeckt werden. Aber ich mag natürlich auch Orte, deren Schönheit unverkennbar ersichtlich ist.

Besonders gut gefällt uns in Deinen Designs die thematische Mischung aus wildem Street Style und einer Prise Humor, wie etwa bei Hellraiser Bobbycar. Finden sich in Deinen Designs viele persönliche Ereignisse, Erinnerungen oder reale Personen wieder?

Ja, definitiv. Ich sauge so viel auf aus meiner Umwelt auf. Der Typ auf dem Bobby-Car zum Beispiel ist ein Freund von mir, der mal genau so einen Schnappschuss auf Facebook hatte. Oder viele Aufträge, die ich bekomme: Das sind meistens Bilder von Menschen, die ich zeichnen und mit einem bestimmten Thema zusammenfügen soll. Dann lege ich los und aus verwackelten Fotos werden druckfähige Motive. Das ist fast wie ein Tattoo, nur eben zum An- und Ausziehen. Manche der Themen haben mich dann auch zu eigenen Motiven inspiriert.

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Den Städten Berlin und Karlsruhe ist je ein großartiges Design gewidmet. Hast Du noch mehr solcher Städte-Motive geplant?

Dahinter war kein Plan, es ist eher eine Hommage. Berlin und Karlsruhe verbindet eine Städtefreundschaft, die vor allem im Fußball begründet ist. In Karlsruhe lebe ich und Berlin vermisse ich, bis ich es wieder besuche. Ich mag aber beide Städte unheimlich gern. Karlsruhe ist eben sehr sauber und konservativ. Da braucht man ab und zu eine Brise Berliner Luft, damit man wieder klar kommt.

Welches Deiner Designs charakterisiert Dich selbst am treffendsten? Oder könntest Du eine kleine Skizze von Dir entwerfen?

Hauptsächlich mein Colt-Pferd. Und natürlich gibt jedes Motiv ein bisschen von mir preis. Aber kritzeln kann ich Euch gerne etwas. Moment…

ColtClothing KarrikaturVielen Dank an Georg für das schöne Gespräch. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit ColtClothing und bei Deiner Arbeit.

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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Colt ich liebe deinen Stil hab glaub ich auf deiner Facebook Seite mal n Design mit nem kleinen Jungen mit ner Schiebermütze gesehen wo du das original Foto und das fertige Design gezeigt hast fand ich echt Hammer deine Sachen sind echt sehr inspirierend für mich
    Dein Stil erinnert mich ein wenig an die Sachen von Mike giant von rebel eight ich kann mich dir und spassprediger nur anschließen mach dein Ding und lass dich von niemandem beirren ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg für die Zukunft

  2. Wirklich tolle Motive – und, vor allem, eine inspirierende Geschichte, die hinter ihnen steckt. “Glaub an Dich! Es gibt immer jemanden, der wertschätzt, was Du machst. Nur machen muss man!” – ja, ich glaube, so ist das.

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