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Gscheade Leibal: Shop-Betreiberin Kerstin im Interview

Erzähl uns ein wenig von Dir!

Grias eich [Hallo]! Mein Name ist Kerstin, ich bin 28 Jahre alt und wohne in Wien.

Seit wann kennst Du Spreadshirt und wie bist Du auf die Idee gekommen, einen Shop zu eröffnen?

Ich kenne Spreadshirt, seitdem ich bei eurem Projekt von trnd mitgemacht habe, das war 2006! Damals habe ich die ersten Schritte für das Erstellen von Vektorgrafiken gelernt, aber schnell wieder owezaht [die Motivation verloren]. Einem Hawara [Freund von mir] habe ich als Geschenk zur Sponsion ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Gstudiada“ [Akademiker] bedruckt – davon waren alle so begeistert, dass die Idee für meinen Shop geboren wurde. 2010 war es dann so weit: www.gscheat.at ging online.


Stichwort Shopname – was sind eigentlich Gscheade Leibal?

„Gschead“ bedeutet so viel wie „im Dialekt sprechen“ und „Leibal“ ist der umgangssprachliche Ausdruck für T-Shirt. „Gscheade Leibal“ bringen also die vielfältige österreichische Dialektwelt auf die stolze Brust des Besitzers.

Wie hat sich Dein Shop bislang entwickelt?

Begonnen habe ich damit, den Shop mit österreichischen Begriffen zu fluten. Design war mir damals nicht wichtig, es ging nur um die Idee – und die kam gut an. Zwischendurch habe ich meinen Shop sträflich vernachlässigt, Vollzeitjob und Studium ließen nicht mehr viel Zeit für Spumpanadln [Hobbies]. Anfang 2013 habe ich meinen Shop dann einem Relaunch unterzogen und mit grafisch gestalteten Designs begonnen, seitdem folgen ständig Neuerungen. Fleißige Hilfshackler [Helfer] gibt es immer wieder, die meiste Zeit betreibe ich den Shop allerdings alleine.

Wie war es für Dich, zum ersten Mal etwas zu verkaufen? Wie lange hat es bis zum ersten Verkauf gedauert?

Wie es war? Leiwaund [großartig]!
Der erste Verkauf ließ nur eine Woche auf sich warten, dafür habe ich aber auch immer wieder die Werbetrommel gerührt – Modeblogs und Websites mit Schwerpunkt auf Österreich haben damals zur selben Zeit über meine Leibal berichtet, denen hatte ich meine ersten Besucher zu verdanken.

Wer sind Deine Kunden? Ist Dir schon mal jemand mit einem Deiner Leibal auf der Straße begegnet?

Auf diesen Augenblick, dass mir jemand mit einem meiner Leibal begegnet, warte ich leider noch immer – Bekannte und Verwandte ausgeschlossen. 😉
Trotzdem kenne ich meine Kunden sehr gut! Leute, die in meinem Shop kaufen, haben Schmäh [Sinn für Humor] und sprechen gerne im Dialekt. Interessant ist, dass gar nicht alle aus Österreich kommen! Das am weitesten gereiste Gscheade Leibal lebt nun in Florida – ein rotes Shirt mit dem Aufdruck „Bodewaschl“ [Bademeister].

Wie machst Du Deinen Shop bekannt?

Am Anfang habe ich hauptsächlich offline Werbung mit Flyern betrieben – eine leistbare Alternative in den Anfangszeiten. Auch in Foren habe ich laufend mein Unwesen getrieben. Aktuell investiere ich in Werbung auf Facebook – von dem Ergebnis bin ich schon jetzt begeistert, auch wenn die Preise zum Teil gsalzen [sehr hoch] sind.

Womit vertreibst Du Dir die Zeit, wenn Du nicht gerade die österreichische Sprache auf T-Shirts bringst?

Ich habe einen sechs Monate alten Welpen bei mir zu Hause, dieses kleine Wollknäuel hält mich und meinen Freund ganz schön auf Trab. Die restliche Zeit wird mit 08/15-Hobbys (Sport, Kochen, …) verbracht.

An welchem Design hängt Dein Herz besonders? Hast Du einen Lieblingsspruch?

Mein aktueller Liebling ist das Gfrastsackl, aufgedruckt auf eine Tragetasche. Zur Erklärung: Ein „Gfrast“ oder auch „Gfrastsackl“ ist ein nerviges Kind, wobei ein „Sackl“ in Österreich so viel wie „Tüte“ bedeutet. Durch diese Zweideutigkeit entsteht ein Wortwitz, der Einheimische zum Zkugeln [lachen] bringt.

Auf uns „Piefkes“ wirkt die österreichische Dialektwelt mitunter amüsant. Welcher deutsche Dialekt bringt Dich zum Schmunzeln und warum?

Die österreichische Sprache kann für Zuagraste [Fremde] durchaus unterhaltsam sein, da gebe ich euch Recht. Generell bin ich ja ein Dialektfan und finde es gut, dass nicht alle gleich sprechen. Bayrisch finde ich griawig [toll], weil es dem Österreichischen sehr ähnlich ist, und Sächsisch find ich zum Beispiel irgendwie süß.
Am meisten zum Schmunzeln bringt es mich aber immer, wenn Deutsche versuchen, den österreichischen Dialekt nachzusprechen, oder wenn für mich normale Redewendungen nicht verstanden werden. Ein Beispiel: „Das geht sich heute nicht mehr aus.“ Das heißt, dass man nicht mehr die Zeit findet, um etwas fertigzustellen. Ich verwende diesen Satz täglich, Deutsche verstehen ihn aber nie. 🙂

Kannst Du bitte die folgenden Sätze ins Österreichische „übersetzen“: Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.

„Mei Leipzig lob i ma! Es is wia a klans Paris und büd seine Leidln.“ Aber wenn wir schon dabei sind, Faust zu übersetzen: „Da steh ich nun, ich armer Tor! und bin so klug als wie zuvor.“ – In Österreich würde das so klingen: „Jetzt steh i do wia a ormer Depp und mehr wiss’n tua i a ned.“

Was hast Du für die Zukunft geplant, wie geht es mit den Gscheaden Leibaln weiter?

Wir werden weiterhin unseren Bildungsauftrag mit textilem Vokabel-Lernen fortsetzen. Ich arbeite gerade fleißig daran, Kooperationspartner zu finden, und es haben sich dadurch auch schon ein paar Möglichkeiten ergeben, die Gscheaden Leibal noch bekannter zu machen. Das Feedback von den Kunden ist positiv und ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Shirts auch im Jahr 2014 vadrahn [verkaufen].
Zum Schluss ein österreichisches Sprichwort, das auf die Zukunft von Gscheade Leibal zutrifft: „Schau ma moi, daun seng ma scho“ [Schauen wir mal, dann sehen wir schon].

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