Diese Bücher könnten Dein Leben verändern

Diese Bücher könnten Dein Leben verändern

Wir alle kennen es, das eine Buch, die eine Romanfigur, die das eigene Leben besonders geprägt hat. Welche Bücher uns nicht losgelassen haben, verraten wir Dir hier.

Katharina macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt

„Ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt …“ Schon als Kind hat mich Pippi Langstrumpf mit ihrer Lebenseinstellung verzaubert: Mit unterschiedlichen Socken und in viel zu großen Schuhen geht sie mutig und fröhlich durch die Welt und pfeift auf Konventionen. Schule? Nein, danke, denn wer braucht schon „Plutimikation“? Lieber ist Pippi Sachensucherin, misst sich auf dem Jahrmarkt mit dem „Stärksten Mann der Welt“ oder geht mit ihren Freunden Tommy und Annika auf große Seereise. Pippi verkörpert alles, was Kinder sich für ihr eigenes Leben wünschen: Selbstbestimmung, Abenteuer, Superkräfte. Gleichzeitig hat sie einen starken Gerechtigkeitssinn und setzt sich für Schwächere ein. Damit ist sie das ideale Vorbild für Kinder, kleine wie auch große. Denn ehrlich gesagt, manchmal würde ich mir heute noch gern eine Scheibe von Pippi abschneiden.

Raoul lernt sein Leben zu leben

Ich war 17 als das Wertefundament, mit dem ich damals durchs Leben ging, ordentlich erschüttert wurde. Der Grund: Der Fremde von Albert Camus. Der Protagonist des Romans stolpert scheinbar orientierungslos durch die Welt, versteht nicht, was von ihm verlangt und erwartet wird – und das in einer Situation, die ihn auf einer verschwommenen Linie zwischen Leben und Tod wandeln lässt. Dabei handelt er nach einem tief in seinem Inneren verankerten moralischen Kodex. Weltliche Ideen lehnt er ab und nimmt auch juristische Sanktionen gleichgültig in Kauf. Er sieht sich als freie Seele, als jemand, der sein Leben als Zustand ohne höheren Sinn akzeptiert.

Der Fremde hat mir vor allem eins gezeigt: Wir sind in die Welt geworfen. Wir werden in Bedingungen hineingeboren, die sich unserer Kontrolle entziehen. Das Einzige, was wir tun können, ist, unser Leben so zu akzeptieren, wie es ist. Und das ist gleichzeitig das Beste: einfach zu leben.

Miriam über das beste und schönste Biologiebuch

Ich hätte niemals gedacht, dass das Lesen eines Comics mit Ende 20 mein Leben prägen würde, aber so war es. Liv Strömquist ist eine schwedische Comiczeichnerin und Radiomoderatorin. In ihrem Comic „Der Ursprung der Welt“ geht es vor allem um „Männer, die sich zu sehr dafür interessieren, was als das „weibliche Geschlechtsorgan“ bezeichnet wird“. Eine schwedische Journalistin schrieb über den Comic, es sei „das einzige Biologiebuch […], das man lesen muss“. Und auch ich dachte mir: Warum gab es dieses Buch noch nicht, als ich Sexualunterricht an der Schule hatte? Der Comic enttabuisiert ein für viele unangenehmes Thema auf ganz wunderbare Weise – mit einer riesigen Portion Humor und ganz viel historischem und biologischem Wissen. Ich finde, es sollte viel mehr solcher Bildungscomics (für Erwachsene jeden Alters) geben.

Emily lässt sich von einer Lesung verzaubern

Mein Leben wurde durch einen Gedichtband verändert: den Catalog of Unabashed Gratitude von Ross Gay. Oder besser gesagt war es eine Live-Lesung des Autors, zu der ich ging, weil ich durch das Buch neugierig geworden war. Dort las er Auszüge aus seinem damals noch unveröffentlichten Band „The Book of Delights“. Es war für mich ein absurdes Vergnügen zu sehen und zu hören, wie Ross Gay mit den Konventionen von Lyrik, Prosodie und Syntax bricht und somit in der Aufführung seiner Gedichte einzigartige Momente schafft.

Thomas liest ein Buch und hört dabei Musik

Was in den Künsten mit dem Unterschied von Inhalt und Form gemeint ist, habe ich so richtig erst beim Lesen der „Auslöschung“ von Thomas Bernhard verstanden. Eigentlich gehts für den Ich-Erzähler nur um eine Frage: Ob die Österreicher nun „nationalsozialistische Katholiken“ oder „katholische Nationalsozialisten“ sind.  Der Versuch einer Antwort gipfelt in einer Publikumsbeschimpfung ohnegleichen. Dieses eine Motiv wird auf 650 kleinbedruckten Seiten immer wieder neu und bösartigst variiert. Mehr passiert nicht – inhaltlich.

Aber diese „Selbstauslöschung“, diese „Selbstvernichtung“ des österreichischen Ich-Erzählers ist in ihrer endlosen Wiederholung sprachlich so variantenreich, so rhythmisch, so kunstvoll, so treibend in seine sprachliche Form gegossen, dass der Inhalt eigentlich egal ist. Die „Auslöschung“ ist wie Musik zum Lesen. Und genau wie Musik verfliegt die Partitur der „Auslöschung“ in dem Moment, in dem sie aufgeführt, also verklungen ist. Nach dieser Offenbarung war meine Weltwahrnehmung eine andere. Egal was ich gelesen, gehört oder gesehen hab.

Anna: Mein Lieblingsbuch ist eine Serie oder It’s a Lovestory

Alle reden immer davon, wie ein Buch ihr Leben verändert hat. Fein! Mein letzter Lifechanger war allerdings eine Serie – und das ist voll okay. Denn Phoebe Waller-Bridges „Fleabag“ ist mit Abstand das Beste, was ich je gesehen habe. Aber was ist das Geniale an Fleabag? Einfach alles! Die Figuren, die Dialoge, die Themen – alles perfekt beobachtet und genau auf den Punkt gebracht. Dabei geht es im Wesentlichen um die namenlose Hauptdarstellerin Anfang 30, in London lebend und ihre Beziehungen. Romantische, freundschaftliche und familiäre. Und um Feminismus und manchmal um Gott. Fleabag nimmt uns mit in ihre Welt aus eigenartigen Affären und schrägen Begegnungen am Familientisch. Und immer lauert unter all dem Lustigen, all dem Skurrilen ein Schmerz, von dem wir lange nichts wissen, den wir aber von Anfang an ahnen. Fleabag ist großartig, weil sie nahbar und unnahbar zugleich ist, weil sie Fehler macht und lernt und liebt. Immer wieder. Trotzdem. Fleabag ist sozusagen das Manifest des Trotzdem in 12 Folgen à 23 – 28 Minuten. Und das gelingt so gut, dass ich sogar aushalte, dass es keine dritte Staffel geben wird. Denn ich weiß: „It’ll pass.“ Und wer jetzt noch auf ein Buch zum Tag des Buches besteht, kann einfach das Stück lesen, das der Serie zugrunde liegt.

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