Faszination Fußball – Eine Psychologie des Rasenballsports
Fußball fasziniert Menschen auf der ganzen Welt. Von Europa bis Südamerika, von Asien bis Afrika – wohin man auch schaut, Fußball ist überall beliebt. Doch warum ist das so? Gibt es vielleicht eine Psychologie des Fußballs? Dafür haben wir den Ball vom Feld genommen und auf die Couch gelegt.
Ist Fußball wirklich so groß?
Gemessen an den Einschaltquoten ist die Olympiade das größte Sportereignis der Welt – und nicht, wie vielleicht manche denken würden, die Fußball-WM*. Das liegt aber vor allem daran, dass die drei bevölkerungsreichsten Länder der Welt – China, Indien und die USA – nicht zu den fußballbegeistertesten Nationen zählen. Das verzerrt die Statistik. Denn in den meisten anderen Ländern, egal ob in Europa, Südamerika oder Afrika ist Fußball die Sportart Nummer eins. Und während sich bei den Olympischen Spielen die Besten der Besten in vielen unterschiedlichen Disziplinen miteinander messen, steht bei der Fußball-WM „nur“ eine Sportart auf dem Platz. Damit ist und bleibt die Fußball-WM das größte Einzelsportereignis der Welt. Aber wie konnte Fußball so groß werden?
Less is more: Das Spiel und seine Regeln
Es soll tatsächlich Menschen geben, denen man die Abseitsregel wieder und wieder erklären muss. Abgesehen von dieser Legende vom Spielfeldrand, funktioniert Fußball nach einfachen Regeln und, noch wichtiger, es ist verdammt einfach zu spielen! Das Runde (der Ball) muss ins Eckige (das Tor). Ein Rasen. Ein elfköpfiges Team. Kicken. Fertig ist das Fußballspiel. Und wenn gerade keine Torpfosten zur Verfügung stehen, tun es auch ein paar Mülleimer, Bäume oder zwei Sporttaschen als Tor.
Außerdem nicht zu unterschätzen: Im Vergleich zu anderen Sportarten ist es recht einfach zu bestimmen, wer gewonnen hat. Nämlich das Team, das die meisten Tore geschossen hat – und die werden einfach gezählt. In anderen Sportarten geht’s da komplizierter zu: Tennis, Rugby, Cricket, Basketball. Je nach Situation gibt es hier einen, zwei oder drei Punkte. Doch im Fußball ist es egal, ob es sich um einen Einwurf aus kurzer Distanz, eine Flanke aus 40 Meter Entfernung, einen Fallrückzieher oder ein Eigentor handelt – es gibt immer einen Punkt. Bis zum Abpfiff.
Das Torlos-Paradox
Hohe Spielstände sind im Fußball selten und nicht wenige Spiele enden torlos. Anders die populären amerikanischen Sportarten. Sie ziehen ihren Reiz daraus, dass sich die Spielstände im Laufe des Spiels immer wieder und rasch ändern können. Im Fußball ist das eine absolute Rarität. Manchmal ist es ein einziger Torschuss in der letzten Minute der Verlängerung, der ein Spiel entscheidet. Und gleichzeitig gibt es extrem spannende Begegnungen, die mit einem torlosen Unentschieden enden.
Fußball ist unberechenbar
Die Fans kommen immer wieder ins Stadion, weil sie sich nie sicher sein können, wie das nächste Spiel ausgeht. Selbstverständlich gibt es für die meisten Spiele, Turniere oder Meisterschaften Favoriten und damit Anwärter auf den Sieg. Aber Außenseiter haben im Fußball eine tendenziell höhere Chance, als Sieger vom Platz zu gehen, als in anderen Sportarten. So geschehen bei der Europameisterschaft (der Männer) der letzten Jahre, wo Außenseiter wir Portugal, Griechenland und Dänemark die Überraschungssieger waren.
Die brasilianische Nationalmannschaft zählt stets zu den Favoriten, wenn es um den Sieger der nächsten Weltmeisterschaft geht. Dabei ist es schon eine Weile her, dass sie das Turnier gewonnen hat. So auch im Jahr 2014, als Brasilien selbst Gastgeber in Rio de Janeiro war. Die Mannschaft ging als klarer Favoriten ins Halbfinale gegen Deutschland. Am Ende wurde sie mit einem 1:7 vor heimischer Kulisse vom Platz gefegt.
Fußball ist Familiensache
Egal wo auf der Welt, die meisten Menschen wachsen mit Fußball auf und in ihr Fan-Dasein hinein. Ein kleiner Ball gehört meist zur Kinderspielzeug-Grundausstattung und wenn ein Ball erstmal da ist, kommt er auch zum Einsatz: Von den Eltern, Geschwistern, Großeltern, Tanten und Onkeln. Es wird auch dann schon gekickt, wenn sich der zukünftige Fan selbst noch gar nicht allein auf den Beinen halten kann.
Wenn das Kind schließlich das erste Mal mit ins Stadion darf, ist die Zukunft vorhergesagt und die Bande zum Lieblingsverein geschnürt. Diese Atmosphäre im Stadion wird es nie vergessen, wenn zehntausende Menschen singen, jubeln, schreien – unabhängig vom Ausgang des Spiels.
Fußball stiftet Identität
Fußball ist ein großer Gleichmacher und Motivator. Gerade in ärmeren Ländern bietet der Sport eine der wenigen Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg. Das prägt und schafft eine ganz eigene Identifikation mit dem Sport – auch mit und durch die Stars. Denn selbstverständlich sind Fußballhelden Identifikationsfiguren – für Groß und Klein, für Jungen und Mädchen. Spieler wie Neymar, Messi oder Salah zählen zu den Besten ihrer Zunft, und ein ganzes Land platzt vor Stolz, wenn sie ihr Team in Führung schießen. Der Erfolg der Stars macht Fußball zu einer Projektionsfläche für Wünsche, Sehnsüchte und Chancen für den eigenen Aufstieg.
Nehmen wir zum Beispiel die französische Nationalmannschaft. Sie besteht aus Spielern mit den vielfältigsten sozialen und ethnischen Hintergründen. Mit Blick auf das Mannschaftsfoto würde man nicht sofort vermuten, dass es sich dabei um eine Gruppe von Idolen und Multimillionären handelt. Kylian Mbappé gilt beispielsweise als eines der heißesten Eisen im Weltfußball und ist Sohn kamerunischer Einwanderer, der in den nördlichen Banlieues von Paris aufgewachsen ist. Hätte er den sozialen Aufstieg auch ohne Fußball geschafft?
Fußball verbindet
Bald wird es wieder Fußballturniere geben, für die Menschen aus der ganzen Welt anreisen. Die Stadien werden bis zum letzten Platz gefüllt sein, Menschenmassen treffen sich zum Public Viewing und in Bars und Kneipen werden Fans Fernsehbildschirme anschreien, weil sie ihre Emotionen nicht in Zaum halten können. Je größer die Fangemeinde, desto stärker der verbindende Zauber des gemeinsamen Erlebens.
Es gibt nicht viele Ereignisse, die so viel Ablenkung vom Alltag und gleichzeitig Zusammenhalt bieten. Fußball lässt uns aus der Haut fahren und gibt den großen Emotionen eine Bühne, um sie zusammen mit anderen Fans auszuleben. Fußball ist mehr als nur ein Spiel.
Gestalte Dein eigenes Fan-Shirt
Du willst die Zugehörigkeit zu Deinem Team zeigen? Dann gestalte Dein eigenes, individuelles Fußball-Fan-Shirt. So geht’s:
- Wähle ein Produkt in den Farben Deiner Mannschaft
- Wähle ein Design (z.B. die Flagge Deines Landes oder ein Maskottchen)
- Füge einen Text hinzu, um Dein Team anzufeuern (aber achte darauf, keine markenrechtlich geschützten Begriffe zu verwenden)
- Oder lade eigene Bilder und Grafiken hoch und platziere sie auf Deinem Fan-Shirt
*Dieser Artikel behandelt die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer.