5x Wow – Moderne Heldinnen, die Du kennen solltest
Sie bewegen mit Worten, Köpfchen und Muskelkraft, vor allem aber mit Mut und Beharrlichkeit. Wir stellen Euch fünf Frauen vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eins haben jedoch alle gemeinsam: Sie glauben an das, was sie tun und lassen sich durch nichts und niemand beirren. Damit verändert jede auf ihre Weise ein kleines Stückchen die Welt. Vorhang auf für unsere modernen Heldinnen!
Heiða Ásgeirsdóttir, Schäferin und Kämpfernatur
Mit 22 Jahren brach Heiða Ásgeirsdóttir ihre Model-Karriere in New York ab, um die Farm ihrer Familie in Island zu übernehmen. Auch nach 20 Jahren kann sie sich kein besseres Leben vorstellen. Zusammen mit ihren 500 Schafen trotzt sie Wind und Wetter in der isländischen Einsamkeit. Sie führt ihren Betrieb, repariert Dächer und Motoren, schlachtet Schafe, baut Ställe, nimmt an Schafschurwettbewerben teil …und das alles macht sie ganz allein. Dazu engagiert sich Heiða Ásgeirsdottír als Parlamentsabgeordnete der grünen Partei, hat ein Buch über ihr Leben als Farmerin geschrieben und denkt sich während der Farmarbeit gern Gedichte aus. Diese trägt sie dann in der örtlichen Kneipe bei einem Poetry Slam vor. Offensichtlich gibt es kaum etwas, das Heiða Ásgeirsdóttir nicht kann. Sie selbst sagt dazu: “Ich würde niemals all das können, was ich heute kann, wenn man mir als Kind nichts zugetraut hätte. Mir hat nie jemand gesagt, ich könne irgendetwas nicht schaffen, weil ich eine Frau bin.” Wir finden: Jede Frau sollte so unbeirrt und mutig ihren Weg gehen.
Gitanjali Rao, Erfinderin und “Kid of the Year”
Gitanjali Rao ist erst 15 Jahre alt, aber bewegt schon die Welt. Das TIME Magazin verlieh ihr 2020 den Titel „Kid of the Year“ für ihren unermüdlichen Einsatz als Wissenschaftlerin, Erfinderin und Coach. Bereits mit 11 Jahren erfand sie ein Gerät, das giftige Substanzen im Trinkwasser aufspürt. Später entwickelte sie eine App, die Mobbing im Internet frühzeitig erkennt. Gitanjalis Ziel ist es, die großen Probleme der Welt zu lösen, aber nicht nur. Sie möchte auch andere Kinder ermutigen, ebenfalls ihre Ideen umzusetzen und so zur Problemlösung beizutragen. Gitanjali weiß, wie schwer es ist als Außenseiterin ernst genommen zu werden. Daher arbeitet sie mit Schulen, Organisationen, Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen auf der ganzen Welt zusammen, um Innovationsworkshops anzubieten und ihre Methoden weiterzugeben. Ihr Motto lautet: “Widme Dich einer Sache, die Dich begeistert und versuche nicht, alles zu lösen. Jede Lösung ist Teil einer größeren Lösung.” (“Find what you’re passionate about, and don’t try to solve everything. Every solution is a part of the bigger picture of what we have to do.”). Mit ihrer Botschaft „Wenn ich es kann, kannst du es auch, und jeder kann es tun” ermutigt sie viele Kinder, und wer weiß – vielleicht gelingt irgendwann einem Team von Jung-Wissenschaftler*innen mit ihrer Hilfe die Lösung eines Weltproblems.
Amanda Gorman, Dichterin und Aktivistin
Sie ist 22, schwarz, und bereits ein Superstar in Amerika – Die Poetin Amanda Gorman. 2014 gewann sie als erste Jugendliche den Dichter*innen-Preis von Los Angeles. 2017 räumte die auch den Titel als „National Youth Poet Laureate“ ab. Spätestens seit der Amtseinführung von Joe Biden ist die junge Dichterin international bekannt. Mit ihrem Werk “The Hill We Climb”, das die Geschichte ihrer eigenen prekären Herkunft mit gesellschaftlichen und politischen Realitäten Amerikas verwebt, schuf sie einen besonders emotionalen Moment. Mit ihrer Performance von “Chorus of the Captains” beim Super Bowl 2021 beeindruckte zudem ihre Fähigkeit, Menschen Kraft ihrer sprachlichen Bilder zu einen. Durch ihr Schreiben ist Gorman zu einem Symbol für Einigkeit, Hoffnung und Veränderung geworden. Eine Rolle, die sie bewusst annimmt. So wird sie mit den Worten zitiert: “Ich möchte nicht nur Werke sprechen, ich möchte sie in die Realität und in Handlungen umsetzen.” (“I don’t want to just speak works; I want to turn them into realities and actions.”) Auch als Aktivistin verändert Amanda Gorman die Welt. Mit ihrer gemeinnützigen Organisation “One Pen, One Page” unterstützt sie aktiv Frauen.
Ellen Fokkema, die erste Frau im Männerfußball
„Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“ (DFB, 30. Juli 1955)
Nach einem kurzen Aufschwung zwischen den Weltkriegen, galt in Europa 50 Jahre lang: Frauen auf dem Spielfeld? Das ist verwerflich! Noch 1955 unterband der DFB Damenmannschaften im Fußball. Daraufhin war es allen zum DFB gehörenden Vereinen 15 Jahre lang verboten, Frauenabteilungen zu gründen oder ihre Sportstätten Frauen zur Verfügung zu stellen.
Mittlerweile gibt es nicht nur 173 weibliche Fußballnationalmannschaften weltweit, sondern auch zahlreiche Frauenabteilungen, Länderspiele, Frauenfußballförderungen, immer mehr Fans und – seit 1991 – alle vier Jahre eine Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Trotzdem gelten Frauen auch heute noch als die schwächeren Spielerinnen. Da sie eine geringere Muskelmasse aufbauen, spielten sie schlichtweg langsamer als ihre männlichen Kollegen, so schließen Studien der letzten Jahre. All diese Hürden, Vorurteile und körperlichen Nachteile hindern die 19-jährige Ellen Fokkema aus den Niederlanden nicht daran, in einer Männermannschaft, der Amateurklasse vv Foarut, aufzulaufen.
In Holland gibt es schon seit 1986 gemischte Fußballteams – allerdings nur in der Jugendkategorie. Für ihren Traum, auch als Erwachsene eine gleichberechtigte Spielerin unter den Männern zu sein, stellten Ellen Fokkema und Teile ihrer Mannschaft drei Anträge – bis sie eine Sondergenehmigung erhielt. Als Pionierin blicken jetzt alle gespannt auf Fokkema und ihre Mannschaft, denn wenn die Saison gut läuft, will der niederländische Verband KNVB Frauen den grundsätzlichen Zugang zum „Männerfußball“ ermöglichen.
Übrigens lehnte Fokkema früher einen Profi-Vertrag in der Frauenmannschaft des SC Heerenveen ab. Nicht nur, weil sie stattdessen lieber in einer Amateurliga der Männer spielen wollte, sondern auch, um Krankenschwester zu werden. Wir finden: Ellen Fokkema ist ein tolles Vorbild für sportliche Mädchen und Frauen, die ihren eigenen Weg wählen wollen.
Greta Thunberg, Schülerin und Umweltaktivistin
Mit nur 15 Jahren entschied sich Greta Thunberg, dass das Weltklima erst einmal wichtiger ist als Schule und begann mit dem freitäglichen Streik vor dem schwedischen Parlament in Stockholm. Sehr schnell folgten Schüler*innen weltweit ihrem Vorbild und gingen freitags auf die Straße, um für eine wirkungsvolle Klimapolitik zu demonstrieren. Neben wohlwollenden Stimmen schlug Greta Thunberg wie auch den Demonstrierenden immer wieder Hohn und Häme entgegen. Wurde ihnen vorgehalten, dass sie lieber zur Schule statt auf die Straße gehen sollten. Besonders von Erwachsenen, die eine weitaus größere Handlungsmacht besitzen. Greta Thunberg ist seit 2018 die Ikone der Bewegung „Fridays for Future“. Ihr Engagement hat gezeigt, dass es nicht egal und eine allein nicht machtlos ist. Und, dass es sich lohnt weiterzumachen, auch wenn einer starker Gegenwind und bisweilen auch viel Hass entgegengebracht werden. Greta Thunberg hat in ihrer Rede beim UN-Klimagipfel all ihre Wut und Traurigkeit über die Welt, wie sie ist, in Worte gefasst. Sie hat sich getraut und sich gezeigt und weitergemacht. Darum finden wir: Allein deswegen ist Greta Thunberg eine echte Heldin.